PD Dr. Carsten Kempkensteffen beschreibt Chancen eines Organerhalts durch Teilentfernung der Harnblase.

In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 16.000 Menschen an Blasenkrebs. Hauptrisikofaktor für das meist von der Blasenschleimhaut (Urothel) ausgehende Karzinom (Urothelkarzinom) ist das Rauchen. Männer sind von diesem Tumor deutlich häufiger betroffen als Frauen.

Rechtzeitig erkannt, können oberflächliche Tumore meist minimal-invasiv durch die Harnröhre entfernt werden. In fortgeschrittenen Stadien bietet die sogenannte vollständige Entfernung der Harnblase (radikale Zystektomie) jedoch oftmals die einzige Heilungschance. Dabei werden die Blase und meistens auch benachbarte Organe wie die Prostata beim Mann bzw. die Gebärmutter und die Eierstöcke bei der Frau entfernt.

Für ältere Menschen mit Begleiterkrankungen ist ein solcher Eingriff mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen verbunden. Jüngere Menschen haben zudem oft Angst vor einer Einschränkung der Lebensqualität als Folge der Operation.

In einem Gastbeitrag für das Fachmagazin UroForum beschreibt PD Dr. Carsten Kempkensteffen, Chefarzt der Klinik für Urologie, den Stand von Forschung und Praxis zu diesem Thema und welche Alternativen es inzwischen für eine klar eingegrenzte Patientengruppe gibt. So gebe es für etwa 5 bis 10 Prozent der Betroffenen die Möglichkeit einer Teilentfernung der Harnblase. Das Wasserlassen funktioniere danach weiterhin auf natürlichem Weg. Ferner träten typische Folgen einer Totalentfernung der Blase, wie Störungen der Kontinenz und Potenz, nur sehr selten auf. Studien hätten gezeigt, dass nach Teilentfernung auch die Komplikationsrate deutlich niedriger sei als nach vollständiger Entfernung der Blase – und das bei vergleichbar guten Heilungschancen. Vor einer solchen Operation müssen die Voraussetzungen jedoch kritisch durch erfahre Urologinnen und Urologen geprüft werden, so Dr. Kempkensteffen.